Supergirl fegt rein wir ein wirbelwind. "Beachten Sie sie nicht", bittet Karin Winchenbach. Die Irische Wolfshündin ist sieben Monate alt und soll erzogen werden: "Platz!"und "Bleib!" und "Nicht die Gäste mit haut und Haaren verschlingen!". "Seit einem halben Jahr", sagt Karin Winchenbach, "haven wir keinen Besuch mehr eingeladen". Sie hat vor dem dunkelbrauen Nichts-als-Beine-undMaul-Schlacks, groß wie ein Shetlandpony auf Stelzen, gewarnt. Unnötig. Supergirl ist eine Wucht, Frölichkeit in Tüten. Und ihr Frauchen eine begeisterte Ausstellerin.
Baccarat, Karin Winchenbachs vorherige Hündin, war "Multi-Schönheitschampion". Sie hat älles geholt, was zu holen ist". Ihre silbernen und goldenen Pokale schmücken den "Altar" im Wohnzimmer, in dem es ein couchgroßes Hundebett gibt und außerdem auf jedem Sofa eine Hundedecke liegt. Supergirl stammt vom gleichen Urgroßvater wie Baccarat ab: Zeno von der Oelmühle, ein berühmter Rüde, Europasieger, internationale Sieger, Weltsieger. Sein in einer amerikanischen Tierklinik konserviertes Gefriesperma zeugt noch immer Nachkommen. Mit Supergirl möchte Karin Winchenbach Baccarats Karriere fortsetzen. Am Ostersamtag wird sie zum ersten Mal auf den Catwalk geschickt. In Hoope bei Bremen findet eine Jahresausstellung des Windhundverbandes statt, auf der auch Irische Wolfshunde gezeigt werden.
Dass die zotteligen Irischen Wolfshunde mit dem mächtigen Kopf zu den Windhunden gehören, würden die wenigsten vermuten. Schuld ist die missverständliche Übersetzung des Begriffs Sighthound. Nicht das anliegende kurze Fell ist typisch für die Gruppe, sondern die Hetzjagd auf Sicht (sight). Deutlich wird die Zugehörigkeit auch, wenn man seinen nahen Verwandten betrachtet, den schmaleren Schottischen Hirschhund mit dem Windhundkopf. Auch Jürgen Rösner fährt nach Hoope. Er will Sambo, einen Irisch Wolfhound, und Rudi, einen Schottish Deerhounds, ausstellen. Seit über 30 Jahren züchtet er mit Partner Jürgen Papenfuß die beiden verwandten Hunderassen. Ihren Zwinger haben sie nach der alten Oelmühle in Solingen benannt, in der sie leben: ein Idyll mit übermannshohen Buchshainen, in denen sommerblühende Magnolia sieboldii wachsen, mit weiten Wiesen, auf denen die Hunde rennen. Die beiden sind Profis. Sie haben an gut 900 Ausstellungen teilgenommen, auch in Irland, England, Skandinavien und den USA. Acht Wolfshunde und vier Hirschhunde leben bei ihnen wie in einem Minigest"t: Jeder had seine box, jeder seinen Auslauf.
Auf dem weiten, Grünen Feld in Hoope glänzt eine Siedlung aus Campingwagen und Großraumlimousinen. Im Hintergrund knattern Geräusche vom Motorcross herüber, das nebenan stattfindet. Vier Ausstellungsringe, groß wie Tennisplätze, sind mit Flatterband abgesteckt. Jeder ist von Zeltlingen, Steckscirmen, Campingstühlen und gewaschenen Decken gesäumt. Alles wirkt lässig und fast elegant, was weniger an den Menschen als den Hunden liegt, Imposante graue Gestelten, die lagern oder flanieren. Ire und Schotte: "Für den Laien sind sie kaum zu unterscheiden. Aber auf der Jahresausstellung in Hoope kan man sein Augeschulen. 14 Wolfshunde sind gemeldet, 86 Hirschhunde. Da wirken die Gesetze der Mangenlehre: Wo viele sind, sortieren sich die typischen Merkmalen. "Jeder Anfänger sollte diese Veranstaltungen nutzen", sagt Jürgen Rösner. Hier trifft man die ernsthaften Züchter und lernt, Qualität zu erkennen, am schnellsten über die Schönhetismakel: Ringelschwänze, Rücken gerade wie ein Brett und Fell wie Flaum sind verpönt. Für Rösner verhalten sich Schotte und Ire zueinander wie "Bauer und Edelknabe". Bauer ist der Irische Wolf. Er ist größer, kräftiger, imposanter, und bei alledem sehr lieb: "Wenn jemand einen großen Hund haben möchter, gibt es keinen netteren. Ëdelknabe Deerhound ist intelligenter, verspielter, robuster und lebt erwat länger. Trotzdem ist er wenig populär. Ihm fehlt der "Steiftier, ich hab dich lieb". Effekt. Bei bestimmtem Licht, in bestimmten Situationen wirken die Hunde, als Kämen sie aus der Macbe6thschen Hexenszene. Die Läufe dünn und hoch, die Brust breit, der Kopf raibvpge;artog l;eom. das grauzottige Fell wie von Spinnweben überzogen. Ihnen haftet etwas Urzeitliches an. Wie der Hund, so das Herrchen: "Deerhhoundfans sind Menschen, die sich nie anpassen werden", sagt Jürgen Rösner.